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Professor Carriquiry in einem Interview: „Er wird die Ortskirche zu einer persönlichen Bekehrung und zu erneuertem pastoralen und missionarischen Einsatz aufrufen und verlangen, sie solle nicht von der Rendite leben, die ihre große Vergangenheit abwirft"

•4. Februar 2016•Sergio Mora•Papstreisen

Papst Franziskus wird vom 12. bis 17. Februar 2016 Mexiko bereisen. Es handelt sich um die vierte apostolische Reise des argentinischen Papstes auf dem amerikanischen Kontinent: die erste führte ihn zum Weltjugendtag nach Brasilien, die zweite nach Bolivien, Ecuador und Paraguay, die vierte nach Kuba und in die Vereinigten Staaten.

Wenige Tage vor Beginn dieser neuen Reise hatte ZENIT nun Gelegenheit zu einem Gespräch mit Professor Guzmán Carriquiry, dem Sekretär und beauftragten Vizepräsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, der auf einige Besonderheiten dieser Reise hinwies.

Professor Carriquiry betonte, dass es sich um die erste Reise zum amerikanischen Kontinent handle, die Franziskus ganz einem einzigen Land widme, in dem er sich fünf volle Tage lang aufhalten wolle und wo er sicherlich sehr herzlich aufgenommen werde. „Es gibt vielleicht kaum ein anderes Land, außer Mexiko und den Philippinen, wo das Volk den Oberhirten der Weltkirche so freudig aufnehmen wird."

Nicht nur ausnahmslos alle Mexikaner werden diese Reise mit viel Interesse verfolgen, sondern auch der Rest Lateinamerikas, aber auch die Vereinigten Staaten und Kanada und die gesamte katholische Welt.

„Man kann mit Gewissheit voraussagen, dass eine Papstreise nach Mexiko immer zu einem großen Ereignis wird", erklärte Carriquiry und fügte hinzu: „Der Besuch Johannes Pauls II. im Januar 1979 zeichnete sein ganzes Pontifikat und den Stil der nächsten fünf apostolischen Reisen." Auch Benedikt XVI. habe, obwohl er Lateinamerika sonst nur wenig bereist habe, das Land der Azteken nicht ausgelassen.

Man dürfe nicht vergessen, so Carriquiry, dass „Mexiko nach Brasilien das Land mit den meisten Katholiken ist" und dass es „zahlreiche Gaben von der Göttlichen Barmherzigkeit empfangen" habe, angefangen bei den „missionarischen Heldentaten der ersten Vertreter der Bettelorden; jener ‚12 franziskanischen Apostel', die am Anfang der ersten Evangelisierung des Landes stehen und die nichts Geringeres anstrebten, als unter den Eingeborenen eine Urgemeinde nach den Paradigmen der Apostelgeschichte zu errichten."

Weiter erklärte der gebürtige Uruguayer: „Mexiko erhielt als eine weitere frühe Gabe der Vorsehung nichts Geringeres als einen Besuch von der Muttergottes. Die Unbefleckte Jungfrau machte sich zur Mutter eines neuen Volkes, inmitten von unsäglichen Gewalttaten und Konflikten. Sie machte sich zur Mutter dieser Völker und begleitet sie seitdem in allen Begebenheiten ihrer Geschichte."

An dritter Stelle erwähnte Carriquiry „das Geschenk des Martyriums unzähliger Mexikaner. Und mit Tertullian können wir sagen: Das Blut der Märtyrer ist der Same neuer Christen." Hinzu komme, dass „das Gottesvolk in Mexiko – mehr vielleicht als in allen anderen Ländern – im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Charismen empfangen hat, die zur Gründung neuer Ordensgemeinschaften, Kongregationen und kirchlicher Bewegungen geführt haben."

Es sei deshalb nur natürlich, dass „heutzutage mexikanische Missionare ad gentes mehr oder weniger überall anzutreffen sind. Es ist auch bedeutsam, dass in der Stadt Puebla das Seminar mit den meisten Priestern und Seminaristen weltweit existiert: etwa 900. Auch ein Geschenk der Vorsehung."

Eine weitere wichtige Besonderheit, fuhr der zweite Mann der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika fort, sei die Tatsache, dass Papst Franziskus immer wieder Städte besucht, die nie zuvor von einem Papst besucht worden sind. „Natürlich wird er Mexiko-Stadt besuchen, wo sich das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe befindet. Aber er geht auch in drei wichtige und sehr brenzlige Peripherien."

So werde der Papst im Süden Mexikos den Bundesstaat Chiapas besuchen, „die ärmste Gegend dieses Landes großer Widersprüche, in dem Armut und großer Reichtum nebeneinander existieren. Er wird die Diözese besuchen, die Bruder Bartolomé de las Casas zum Bischof gehabt hat und die heute den traurigen Durchzug der Mittelamerikanischen Migranten erlebt; er wird nach Michoacán gehen, wo die Gewalt der Drogenhändler unvorstellbare Ausmaße angenommen hat, wo aber zugleich auch die Volksfrömmigkeit stark verwurzelt ist, die ihren Ursprung im wunderbaren Werk des ersten Bischofs jener Diözese Vasco de Quiroga hat. Und dann wird der Papst Ciudad Juarez besuchen; eine Stadt, deren Name allein genügt, um Bilder von Gewalt gegen Frauen, Drogenhandel und der Grenze mit ihrer Mauer heraufzubeschwören; eine Stadt, die in schrecklichem Zustand lebt."

Selbstverständlich müsse diese katholische Tradition Mexikos gepflegt werden. „Sie muss neu belebt werden, sie muss im Leben der Menschen, der Familien und des ganzen mexikanischen Volkes Fleisch werden. Und ich glaube, dass der Papst viel von der Kirche in Mexiko fordern wird und muss, denn ein Volk, dass so viele und große Gaben empfangen hat, muss diese nicht nur bewahren, sondern sie auch erneuern, pflegen und fruchtbar machen, zum Wohl des eigenen Landes und der gesamten katholischen Kirche."

Carriquiry betonte deshalb, dass die katholische Kirche in Mexiko „nicht damit fortfahren kann, von den Renditen zu leben, die das große geistige Vermögen abwirft, das ihr zuteilgeworden ist. Jeder einzelne Mexikaner ist zu einer neuen persönlichen Begegnung mit Christus aufgerufen. Die Hirten der Ortskirche müssen ihrerseits einen erneuerten pastoralen Eifer wiederentdecken." Diese Wiederbelebung der Pastoral könne laut Carriquiry vom Beispiel des Heiligen Vaters kommen: „Den Papst beobachten und vom Papst lernen, von seiner Art, Hirte zu sein, den Menschen nahe zu sein, voller Barmherzigkeit, Solidarität und Einfühlvermögen für sein Volk." Auch die mexikanischen Priester seien zu einer „geistigen und kulturellen Weiterbildung" aufgerufen, weil alle immer versuchen müssten, „mehr und besser" zu tun.

Auch sei es erforderlich, „alles zu überwinden, was in Mexiko noch von altem Klerikalismus übrig ist." Andererseits könne die Kirche in Mexiko „mit Recht darüber klagen, dass sie so lange aus dem öffentlichen, politischen und kulturellen Leben ausgeschlossen wurde." Zum Abschluss seines Interviews erklärte der Sekretär der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika: „Ich glaube, dass der Besuch des Papstes beim Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe von grundlegender Wichtigkeit sein wird, denn dort wird er zur Beschützerin Mexikos sprechen, die auch Beschützerin aller Lateinamerikaner und Kaiserin des amerikanischen Doppelkontinents ist."