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Papst Franziskus über den gelebten Glauben, die Familie, Vergebung und Glaubenszweifel – ZENIT – Deutsch

Besuch von Papst Franziskus in römischer Gemeinde „Santa Maria“ in Setteville di Guidonia

„Aber warum sind sie Jesus begegnet?“, fragte Papst Franziskus zu Beginn seiner frei gehaltenen Homilie am Sonntag, als er am Nachmittag die römische Gemeinde „Santa Maria“ in Setteville di Guidonia besuchte und bis zum Abend mit den Menschen verweilte. Erst um 19.40 Uhr kehrte der Papst nach einem Nachmittag voller Begegnungen und Gespräche in den Vatikan zurück.

Sein Besuch in der östlichen Peripherie der Hauptstadt begann um 15.40 Uhr mit dem Besuch bei dem stellvertretenden Gemeindepriester, Don Giuseppe Berardino, der erst 50 Jahre alt seit zwei Jahren wegen einer schweren Form amyotropher Lateralsklerose paralysiert ans Bett gefesselt ist. Papst Franziskus sprach dem gelähmten und mittlerweile sprachunfähigen Priester ermutigende Worte zu und betete schweigend; danach erteilte er ihm während der zehnminütigen Begegnung das Sakrament der Krankensalbung.

Anschließend folgte ein Treffen mit den Gemeindemitgliedern, darunter 30 alte Menschen und Kranke, drei Kinder mit Down-Syndrom, die Mitglieder der Katechismusgruppe und der Pfadfindergruppe. Rund eine halbe Stunde verbrachte der Papst mit den Jugendlichen, danach begrüßte der Papst die Kinder, die im letzten Jahr das Taufsakrament empfangen hatten, und ihre Eltern. Auch die rund 100 Gemeindehelfer um Don Luigi Tedoldi hatten Gelegenheit, mit Papst Franziskus zu sprechen, der Ratschläge erteilte und die Bedeutung der Missionsarbeit betonte. Seine seelsorgerische Arbeit setzte der Papst in der Sakristei fort, wo er einem jungen Paar, das sich um den kranken Priester kümmert, einem Jugendlichen und dem Vater eines kranken Kindes die Beichte abnahm. Um 17.40 Uhr, zwei Stunden nach seiner Ankunft in der Gemeinde, feierte Papst Franziskus mit der Gemeinde die heilige Messe.

Die Frage, die Papst Franziskus zu Beginn seiner Predigt stellte, beantwortete er sogleich: „Weil es einen Zeugen gab, weil es einen Mann gab, der Zeugnis von Jesus ablegte. So geschieht es in unserem Leben.“ Genau darin liege das Wesen eines Christen, Zeugnis von Jesus abzulegen. Auf diese Weise sei der christliche Glaube verbreitet worden.

Am Beispiel der Apostel zeigte Papst Franziskus auf, dass jeder ein Zeuge sein könne. Man müsse nicht heilig sein, sondern arm, bewusst, ein Sünder zu sein. Die Apostel seien Sünder gewesen, hätten den Herrn verraten, aber nicht schlecht übereinander gesprochen, betonte der Papst. In einer guten Gemeinde gebe es keine üble Nachrede, sondern man spreche direkt miteinander. Papst Franziskus erteilte den Gläubigen abschließend den Rat, sich darin zu üben.

Papst Franziskus verbrachte während seines Besuchs eine halbe Stunde mit den Jugendlichen, die bereits gefirmt worden sind, und unterhielt sich mit ihnen. Viele kehrten nach der Firmung nicht in die Gemeinde zurück, stellte der Papst fest, das sei ein Problem. Dem Wort des Herrn zuzuhören und Freude zu empfinden, wiederholte Papst Franziskus die Worte eines der Kinder und kritisierte, dass das Wort Gottes manchmal traurig und langweilig weitergegeben werde und keine Freude vermittle. Im weiteren Gespräch stellten der Papst und die Jugendlichen fest, dass wahrer Glaube gelebter Glaube mit dem Herzen und den Händen sei und nicht nur mit Worten.

Dazu müsse man dem Herrn und dem Nächsten zuhören, und zwar mit den Ohren und dem Herzen. Außerdem müsse man sich klein machen und auf die Menschen zugehen, erklärte ein junges Mädchen. Helfen, z.B. mit den Werken der Barmherzigkeit, nannte Papst Franziskus als Beispiel.

Im Laufe des Gesprächs wurde die Frage angesprochen, wie man auf einen ungläubigen Freund reagieren solle. Papst Franziskus erklärte, dass man den ungläubigen Freund nicht bekehren wollen dürfe, indem man ihm den Glauben darlege, sondern vielmehr den Glauben vorleben müsse, sodass er schließlich wissen wolle, weshalb man sich auf eine bestimmte Weise verhalte.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der den Jugendlichen am Herzen lag, war die Vergebung. Papst Franziskus stellte fest, dass es schwierig sei, aber vergeben könne man, vergessen nicht immer, da oftmals Narben zurückblieben.

Papst Franziskus legte den Jugendlichen im folgenden die Bedeutung der Familie dar, die er als das größte Geschenk Gottes bezeichnete, vor allem die Großeltern seien in der Familie wichtige Bezugsfiguren.

Auf die Frage, ob er selbst nie den Glauben verloren habe, antwortete Papst Franziskus den Jugendlichen ehrlich, dass er auch dunkle Momente erlebt habe und erlebe, aber den Glauben immer wieder gefunden habe. Um den Jugendliuchen zu verdeutlichen, welchen Herausforderungen sich die Menschen im Leben teilweise stellen müssten, erzählte er von der Taufe der Neugeborenen, die aus den Erdbebengebieten mit ihren Eltern in den Vatikan gekommen waren. Ein Vater erzählte dem Papst, er habe seine Frau, seine Liebe, bei dem Erdbeben verloren. Papst Franziskus erzählte den Jugendlichen, geschwiegen zu haben, da er sich habe vorstellen können, dass der Vater am Glauben zweifle. Daher habe er ihm nur beigestanden und versucht, ihn zu begleiten. Der Glaube komme dann von allein wieder.

Abschließend erteilte Papst Franziskus den Jugendlichen seinen Segen und vertraute sie dem Schutz der Jungfrau Maria an, versicherte sie seiner Gebete und bat, auch ihn in die ihren einzuschließen.