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Rom, 3. Februar 2015 (ZENIT.org) Britta Dörre

Der Kampf gegen den Menschenhandel zählt mit zu den wichtigsten Betätigungsfeldern des Vatikans. Papst Franziskus verurteilt in seinen Predigten, Ansprachen und Tweets immer wieder die Versklavung und Ausbeutung von Menschen und appelliert an das Gewissen der Allgemeinheit.

Am 8. Februar 2105 wird der erste internationale Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel stattfinden, und zur Vorbereitung darauf fand heute vormittag im Pressesaal des Vatikans eine Pressekonferenz statt. An der Konferenz nahmen Kardinal João Braz de Aviz, Präfekt für die Institute geweihten Lebens und die Gemeinschaften apostolischen Lebens, Kardinal Antonio Maria Vegliò, Präsident des Päpstlichen Rates für die Seelsorge der Migranten und Menschen unterwegs, Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Schwester Carmen Sammut, MSOLA, Präsidentin der internationalen Vereinigung der Superiorgeneralinnen (UISG) und Vertreterin der Vereinigung der Superiorgeneralinnen (USG) sowie Schwester Gabriella Bottani, SMC, Koordinatorin von Talitha Kum teil. Während der Pressekonferenz kamen außerdem Schwester Valeria Gandini, SMC, aus Palermo und Schwester Imelda Poole, IBVM, Koordinatorin des europäischen Netzwerks von Talitha Kum in Albanien zu Wort.

Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson wies in seiner Ansprache auf die Millionen Menschen hin, Frauen, Männer und Kinder jedes Alters, die in Sklaverei lebten. Papst Franziskus unterstreiche immer wieder den globalen Charakter des Problems, das eine Mobilisierung auf globaler Ebene erfordere. Ein Zeichen in dieser Richtung sei der erste internationale Tag gegen den Menschenhandel. Ein weiterer Schritt sei am 2. Dezember 2014 die gemeinsame Erklärung der religiösen Oberhäupter gegen die Sklaverei gewesen.

Schwester Carmen Sammut, MSOLA berichtete über die Arbeit von Talitha Kum und den Einsatz für die Menschenwürde und -rechte. Tausende Kinder, Männer und Frauen würden zu Opfern der Sklaverei, der Prostitution und des Organhandels. Die Opfer erführen Unterstützung und Betreeung in den Zentren, um ihnen die Reintegration in die Gesellschaft ermöglichen zu können. Die religiösen Gemeinschaften hätten sich zusätzlich zu einem Netzwerk verbunden, das gegen den Menschenhandel vorgehe.

Eines der Netzwerke sei Talitha Kum, dem 24 Netzwerke in 81 Ländern angehörten. Ihr Ziel sei es, Hoffnung zu schenken. Nicht aus Zufall falle der Gebetstag auf den 8. Februar, dem Fest der heiligen Bakhita. Allein Zusammenarbeit, Prävention und Schutz der Opfer bezeichnete Schwester Carmen Sammut als unzureichend, erforderlich seien zusätzlich eine entsprechende Gesetzgebung und die Anwendung der Gesetze.

Schwester Gabriella Bottani, SMC präsentierte anschließend das Programm, das für den 8. Februar vorgesehen ist und unter der Seite www.a-light-against-human-trafficking.info abgerufen werden kann. Sie betonte, dass viele religiöse Gemeinschaften und Laien bereits seit langem im Kampf gegen den Menschenhandel engagiert seien. Der 8. Februar stelle eine wichtige Etappe ihrer Arbeit dar.

Schwester Valeria Gandini, SMC berichtete aus ihrem Alltag bei der Betreuung missbrauchter und ausgebeuteter Frauen, die Opfer des Menschenhandels und der Prostitution sind. Während ihrer 20jährigen Tätigkeit im Caritaszentrum in Verona hatte sie Gelegenheit, viele Frauen auf ihrem Weg zu begleiten. Alle Frauen hätten um Gebet und Verständnis gebeten und des Zuhörens, der Aufnahme und einer normalen Arbeit bedurft. Beeindruckt habe sie stets der Wunsch der Frauen, für ein besseres Leben und Hoffnung ihrer Familien zu kämpfen und sich dafür sogar selbst zu opfern.

Seit fünf Jahren arbeite sie in Palermo. Im letzten Jahr seien 150.000 Immigranten auf der Insel gelandet. Der Menschenhandel von Frauen aus Nigeria habe um 335 Prozent zugenommen. Die Straßenprostitutierten würden immer jünger. Sie lebten in ständiger Angst. Schwester Valeria Gandini stellte auch die kritische Frage nach den Klienten der blutjungen Mädchen, „unseren Großvätern, Ehemännern, Freunden, Söhnen, Brüdern“.

Die Caritas in Palermo betreue die Mädchen psychologisch, mit einer Rechtsberatung und durch Zuhören. Sie suchten die Mädchen in den Straßen auf, um mit ihnen eine dauerhafte und freundschaftliche Bindung aufzubauen und mit ihnen zu beten. Wie Papst Franziskus gefordert habe, dürften die Menschen nicht die Augen vor dem Leid und der Not der Opfer des Menschenhandels verschließen.

Schwester Imelda Poole, IBVM berichtete vor allem über die Situation in Albanien und die Arbeit von Talitha Kum. Das Land sei von großer Armut geprägt, und häusliche Gewalt sei ein weit verbreitetes Phänomen. Ihr Einsatz gelte vor allem dem Bildungsbereich und unterstütze junge Frauen bei der Existenzgründung. Auf Mißstände aufmerksam zu machen, das Schweigen zu brechen und den Opfern des Menschenhandels eine neue Zukunft zu schenken, bezeichnete Schwester Imelda Poole als eines der Hauptanliegen.

( 3. Februar 2015) © Innovative Media Inc.

Britta Dörre