Dân Chúa Âu Châu

Münster, 23. Januar 2015 (ZENIT.org) Msgr. Dr. Peter von Steinitz

 

Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis B, 25. Januar 2015 -- Weltgebetsoktav für die Einheit der Christen

Wieder ist eine Gebetsoktav für die Einheit der Christen zu Ende gegangen, und immer noch liegt die Einheit aller Christen in weiter Ferne.

Wie viele ehrliche Anstrengungen hat es doch in all den Jahrzehnten gegeben, seitdem man sich entschloss, alte Feindschaften zu begraben und wirklich in Freundschaft aufeinander zuzugehen. Zwar ist die Vereinigung aller Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften nicht erreicht worden, aber man hat zwei Dinge deutlich gesehen.

Zum einen, dass die Einheit nicht auf dem Verhandlungswege ‚herzustellen’ ist. Von einigen christlichen Kirchen wie den orthodoxen, koptischen etc. trennen uns keine großen dogmatischen Unterschiede, von anderen dagegen oft Differenzen, die an die Substanz gehen (z. B. die Frage der Eucharistie), aber in beiden Fällen kommt keine Einigung zustande. Vor Jahren wurde mit großem Aufwand eine Einigung in der Rechtfertigungslehre gefunden. Aber leider nur zwischen den Katholiken und den Lutheranern. Die anderen Konfessionen fühlten sich nicht angesprochen. Im Grunde also keine Lösung.

Zum anderen ist aber mehr denn je zuvor klar geworden, dass es unerlässlich ist, dass alle im rein menschlichen Umgang miteinander nicht nur ein korrektes, sondern ein wirklich freundschaftliches Verhältnis aufbringen müssen. Da ist in den letzten Jahrzehnten tatsächlich vieles geschehen. Man denkt schon gar nicht mehr an die Zeiten, wo man sich gegenseitig verteufelt hat. (‚Du sollst nicht mit den Nachbarskindern spielen, die sind doch evangelisch!’). Wobei man allerdings nicht verkennen darf, dass es im Einzelfall oft eine Einigkeit in der Unwissenheit gibt.

In manchen ökumenischen Kreisen fand man das Wort von der ‚versöhnten Verschiedenheit’, das zwar schön klingt, aber eben keine Einheit ist.

Man fühlt sich erinnert an die Zeiten, als im politischen Bereich unser Vaterland geteilt war, und es partout nicht zu erkennen war, wie die beiden Teile jemals wieder zusammen kommen sollten. Man erinnere sich: anfangs sprachen die westdeutschen Politiker, die aus einer Position der Überlegenheit operieren wollten, von der ‚Sowjetischen Besatzungszone’ oder schlicht der ‚Ostzone’. Als diese sich konsolidierte, sagte man ‚die so genannte DDR’. Als auch das nichts änderte, gab man auf, nannte den anderen Staat schlicht ‚die DDR’ und nahm es als unabänderliches Schicksal hin, dass es in Zukunft zwei deutsche Staaten geben würde.

Dann, als kein Mensch mehr damit rechnete, kam die Einheit plötzlich, über Nacht war sie da – ein Geschenk von Gott, denn niemand kann es sich als sein Verdienst anrechnen, sie bewirkt zu haben. Die beste Begründung war noch, dass man montags dafür gebetet hatte.

Für die Einheit der Christen haben wir sehr viel mehr gebetet, aber auch sie wird wohl erst kommen, uns geschenkt werden, wenn wir gar nicht mehr damit rechnen.

Bis dahin also beten und Freundschaften pflegen!

Freundschaft zeigt sich aber nicht nur in Worten und unverbindlichen Nettigkeiten. Sie bedarf der sichtbaren Gesten. Eine solche Geste war, gegenüber den Orthodoxen, die Begegnung zwischen dem sel. Paul VI. und dem Patriarchen von Konstantinopel, Athenagoras, bei der der Papst den orthodoxen Mitchristen eine hochgeschätzte Reliquie, nämlich das Haupt des Apostels Andreas überreichte.

Oft wird gesagt, dass ein besonders beschämendes Zeichen der Uneinigkeit darin besteht, dass Christen ihr höchstes Fest, nämlich Ostern, an verschiedenen Terminen feiern. Ein Außenstehender kann das überhaupt nicht verstehen.

Es gibt seit langem einige Versuche, einen einheitlichen Ostertermin zu finden (und da ist ein Kompromiss viel leichter zu finden als in disziplinären oder gar dogmatischen Fragen). Und doch ist auch das recht kompliziert, da dabei das jüdische Paschafest einerseits und der julianische bzw. gregorianische Kalender andererseits berücksichtig werden müssen.

Unsere orthodoxen Mitchristen pflegen mehr oder weniger die altchristliche Tradition. Nach ihrem Verständnis fällt Ostern auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Es muss aber, falls das nicht von selbst so ist, auf jeden Fall nach dem jüdischen Paschahfest liegen. Das letztere findet sich in der katholischen Tradition nicht. Dem Konzil von Nicäa (325) folgend gilt für uns als Ostertermin der erste Sonntag bei oder nach dem ersten Vollmond, nach Frühlingsanfang. Offensichtlich sind da schon früh die orthodoxe und die katholische Tradition verschiedene Wege gegangen.

Hier ein bescheidener Vorschlag:

Ohne noch länger Verhandlungen zu führen, die die Uneinigkeit nur immer wieder aufleben lassen, könnte die Katholische Kirche, ohne wenn und aber, sich den orthodoxen Ostertermin zueigen machen.

Uns würde dabei kein Zacken aus der Krone fallen.

Mit Ausnahme der Finnisch-orthodoxen Kirche sind sich übrigens die Orthodoxen untereinander in diesem Oster-Datum einig.

Und vielleicht denken wir darüber hinaus doch gelegentlich daran, was es für den Herrn bedeutet, dass sein Wunsch ‚Ut omnes unum sint’ von uns Menschen immer wieder missachtet worden ist.

Der Schlusstag der Gebetsoktav fällt mit dem Fest der Bekehrung des hl. Paulus zusammen und will uns darauf hinweisen, dass wir alle uns bekehren müssen, wenn wir die Einheit wirklich wollen. Wie oft aber sind wir, auch in dieser Frage, rechthaberisch!

Wenn in einer Familie die Kinder streiten, so leidet die Mutter oft Unsägliches.

So ist es auch bei Maria, die wir seit dem sel. Paul VI. als Mutter der Kirche anrufen.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz, war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo - Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten.

(23. Januar 2015) © Innovative Media Inc.